Essay Workshop

Demokratische Gegeninstitutionen: Aktivistische Imaginationen politischer Zukunft

17-18 Oktober 2024, Universität Wien

Organisation: Sara Gebh, Viktoria Huegel, Sergej Seitz

Eine Veranstaltung des DVPW-Arbeitskreises Konstruktivistische Perspektiven der Politik
in Kooperation mit dem ERC Research Project Prefiguring Democratic Futures (PREDEF)

 

Gegenwärtige politische Kämpfe gehen vielfach mit der Planung und Etablierung emanzipatorischer Gegeninstitutionen einher: Vergesellschaftungsbewegungen wie „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ setzen kapitalistischen Großkonzernen gemeinwohlorientierte Strukturen radikaldemokratischer Selbstverwaltung entgegen; polit-ökologische Bewegungen wie die „Embassy of the North Sea“ versuchen im Angesicht der Klimakatastrophe, eine demokratische Repräsentation nichtmenschlicher Existenzen aufzubauen; und abolitionistische Bewegungen wie „Critical Resistance“ entwerfen alternative Gerechtigkeitsinstitutionen jenseits rassistischer Polizei- und Gefängnisapparate.

Gegeninstitutionen können unsere politische Imagination erweitern. Die genannten Einrichtungen setzen der Ideologie der Alternativlosigkeit sowie dem Erstarken rechtsextremer und neofaschistischer Scheinalternativen emanzipatorische Visionen einer demokratischen Zukunft vertiefter Freiheit, Gleichheit und Solidarität entgegen. Gegeninstitutionen imaginieren andere politische Prozeduren, soziale Beziehungen und Lebensformen und verdeutlichen damit den konflikthaften, im starken Sinne politischen Charakter aller Institutionen – einschließlich jener, die so sehr zu unserer zweiten Natur geworden sind, dass uns ihr Setzungscharakter oft gar nicht mehr bewusst wird. In diesem Sinne verspricht die Reflexion auf Gegeninstitutionen zugleich eine neue demokratietheoretische Perspektive auf Institutionen im Allgemeinen, die den imaginativen Charakter von (Gegen)Institutionen ins Zentrum stellt. Dabei ist zu bedenken, dass Gegeninstitutionen den unterschiedlichsten politischen Zwecken dienen können – etwa wenn im Umfeld der radikalen Rechten Gegeninstitutionen entworfen werden, die auf eine Verschließung demokratischer Möglichkeiten abzielen –, was zugleich Fragen nach der Normativität und Kritik von Gegeninstitutionen aufwirft.

Deadline für Einreichungen: 31. Juli 2024

Fragen

Ziel des Workshops ist, demokratisierende Potenziale von Gegeninstitutionen sowohl anhand von empirischen Einzelstudien als auch aus theoretischer sowie ideengeschichtlicher Perspektive zu beleuchten. Beiträge können zu einem der folgenden Themenschwerpunkte eingereicht werden:

1. Gegeninstitutionen als Räume radikaler Imagination

  • Welche alternativen politischen und demokratischen Imaginarien werden in aktivistischen Gegeninstitutionen entworfen?
  • Wie können Gegeninstitutionen zur Radikalisierung und Ausweitung politischer Imagination beitragen? In welchen Fällen bewirken sie das Gegenteil?
  • Inwiefern sind historische Vorbilder und Institutionen der Vergangenheit für aktuelle gegeninstitutionelle Entwürfe von Bedeutung?

2. Gegeninstitutionalisierung als Präfiguration politischer Zukunft

  • Welche Rolle spielt das Moment der Präfiguration – also der Versuch, zukünftige politische Verhältnisse bereits im Hier und Jetzt vorwegzunehmen – beim Aufbau von Gegeninstitutionen?
  • Welche Utopien und Zukunftsvorstellungen werden in Gegeninstitutionen artikuliert?
  • Wie wird das Verhältnis von Gegenwart und Zukunft in der Gestaltung von Gegeninstitutionen gedacht?

3. Gegeninstitutionen und Demokratie

  • Welche Demokratieverständnisse und demokratischen Prozeduren werden in aktuellen Gegeninstitutionen mobilisiert?
  • Wie verhalten sich Gegeninstitutionen zu bestehenden demokratischen Ordnungen?
  • Welche Ideen kollektiver Selbstregierung werden als Alternative zur Demokratie diskutiert?

 

 

Format

Wir streben eine produktive und kollaborative Workshop-Atmosphäre an, um eine ernsthafte inhaltliche Auseinandersetzung mit den Beiträgen aller Teilnehmenden zu ermöglichen. Zu diesem Zweck bitten wir alle Teilnehmenden, kurze Essays (max. 3000 Wörter) im Voraus zu verfassen (Deadline: 30. September 2024) sowie einen Kommentar zu einem anderen Essay vorzubereiten. Jede Sitzung beginnt mit einem kurzen Statement zum Hintergrund des Textes (5 Minuten), gefolgt von einem Kommentar (max. 10 Minuten), der die allgemeine Diskussion eröffnet.

Veranstaltungsort

Der Workshop findet in Präsenz an der Universität Wien statt. Eine Online-Teilnahme ist nicht möglich. Es wird keine Teilnahmegebühr erhoben.

Publikation

Wir planen, die Ergebnisse des Workshops als Special Issue und/oder in einem Sammelband zu veröffentlichen.

Einreichung

Bitte senden Sie Ihre Einreichung mit einem Abstract von max. 500 Wörtern und einer kurzen biographischen Notiz mit dem Betreff „Gegeninstitutionen“ an predef.erc@univie.ac.at

Zeitplan
Deadline für Einreichungen: 31. Juli 2024
Mitteilung der Ergebnisse: 15. August 2024
Deadline für Essays: 30. September 2024